Als ich heute las, dass das israelische Militär die Leiche von Shani Louk und zwei weiteren Geiseln in Gaza bergen konnte1, hat mich das sehr berührt. Ich fühlte Erleichterung darüber, dass ihre Familie Ihren Körper nun beerdigen kann, sich verabschieden kann. Und ich war wieder voller Trauer darüber, was der jungen Frau angetan wurde. Die Bilder bekomme ich nicht aus meinem Kopf: eine junge, zierliche, lächelnde Frau auf einem Festival, voller Lebensfreude, sanft und freundlich. Und dann das Bild, das sie auf dem Anhänger eines Fahrzeugs zeigt, umringt von gewalttätigen, grölenden, bewaffneten Männern…
Shani Louk hatte deutsche Wurzeln. Ihr Vater ist Israeli, ihre Mutter konvertierte zum Judentum und wanderte nach Israel aus.2 Shani Louk hatte neben der israelischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit, lernte in Deutschland die deutsche Sprache und besuchte hier mehrfach ihre Großeltern.3
Ich weiß nicht, wie andere das sehen, aber ich hätte es angemessen gefunden, wenn sich ein Repräsentant unseres Staates, ob der Bundeskanzler Olaf Scholz oder vielleicht der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, zum Auffinden von Shani Louks Leiche geäußert hätte. Ich fände es angemessen, wenn die Ermordung der jungen Frau, einer deutschen Staatsbürgerin, verurteilt würde und der Familie das Beileid der Regierung ausgesprochen würde. Leider habe ich dazu heute keine Stellungnahme finden können. Statt dessen reiste Herr Scholz in die Hochwassergebiete und ließ sich in Gummistiefeln fotografieren. Meist sind solche Vor-Ort-Termine für die Betroffenen wenig hilfreich, oft sogar hinderlich. Aber derartige Pressetermine werden halt gern von Politikern wahrgenommen. Sie suggerieren Mitgefühl, Staatsverbundenheit und politisches Handeln, die ich in den letzten Jahren bei unseren Politikern oft vermisse…
PS: Heute, am 19.5.2024, wurde Shani Louk in Srigim beigesetzt. Möge Ihre Erinnerung ein Segen sein!