Der nächste Schritt bestand darin, mich im Lesen zu üben. Hebräisch unterscheidet sich vom Deutschen darin, dass nicht alle Buchstaben geschrieben werden. Im Deutschen kann man ein Wort, lesen, bevor man überhaupt weiß, was es heißt. Alles Nötige zur richtigen Aussprache steht da. Im Hebräischen ist das anders. Man muss das Wort kennen, um es aussprechen zu können. In Büchern für kleine Kinder sind die Texte mit Schriftzeichen versehen, die die fehlenden Vokale markieren. Die Zeichen werden Nikkud genannt. Sie bestehen aus Punkten und Strichen. Es gibt eine große Bandbreite an Kombinationen dieser Zeichen. Es ist also wichtig, diese Zeichen zu kennen. Wenn man sie verinnerlicht hat – und ein paar weitere Ausspracheregeln kennt – kann man den Text eines Kinderbuchs lesen, auch wenn man seinen Inhalt nicht versteht. Es ging mir auch gar nicht darum, alles zu verstehen. Ich habe mich einfach in der Aussprache üben wollen. Ich habe laut gelesen und ein Gefühl für den Klang der Sprache bekommen. Dabei kann übrigens auch helfen, israelische Radiosender einzuschalten und Liedern auf Ivrit zu lauschen oder einfach die Nachrichten nebenbei zu hören. Man entwickelt ein Gespür, wie die Laute klingen müssen, wie die Worte betont werden. Zurück zum Lesen: Ich las laut und gaaanz langsam erste Sätze. Was für ein gutes Gefühl! Sehr empfehlen kann ich hierbei ein paar Bücher, die einem beim Erlernen der Vokalzeichen und der übrigen Ausspracheregeln helfen.
Eine Liste folgt und ist dann in der entsprechenden Rubrik zu finden.
Übrigens fühlt sich die Sprache gar nicht so fremd an. Ich finde, dass die Aussprache dem Deutschen ähnelt. Die Worte werden sehr „gerade“ und klar ausgesprochen. Alle Laute, die es gibt, kommen im Grunde auch im Deutschen vor, z.B. das „ch“ wie in „Sache“. Nur in einer Hinsicht komme ich immer mal leicht durcheinander. Da ich früher in der Schule Russisch lernen musste (in der ehemalischen DDR ein Pflichtfach), beherrsche ich das kyrillische Alphabet. Deshalb assoziiere ich gelegentlich mit einigen Buchstaben russische Buchstaben. Auch einige Worte ähneln russischen Vokabeln im Klang. Das ist manchmal verwirrend.
Dann brauchte ich wieder eine Lernpause…